Pfadfindertechniktechnik
Pionier 2.1
Das Seilmaterial Teil 1
Eine Brücke über einen Bach,
ein grosses Aufenthaltszelt, ein Aussichtsturm: Dies sind
nur ein paar nützliche und attraktive Einrichtungen
im Pfadi- und Lagerleben, für deren Konstruktion grundlegende
Kenntnisse in Seilkunde wichtig und notwendig sind. Bevor
man jedoch den ersten Knoten macht, muss man sich für
das geeignete Seil entscheiden. Durch verschiedene Grundmaterialien
und Verarbeitungstechniken ergeben sich nämlich Seilarten
mit unterschiedlichen Eigenschaften. So sind z.B. Kunststoffseile
reissfester als Hanfseile, dafür sind sie weniger reibungsbeständig.
Gedrehte Seile haben eine höhere Tragkraft als geflochtene
aus demselben Material.
Vom Zustand des Seilmaterials kann die
Sicherheit von Menschen abhängen. Zudem ist es auch
relativ teuer. Ein Seil muss daher sorgfältig behandelt,
gepflegt und kontrolliert werden! Seile sollten trocken,
sauber und aufgerollt gelagert werden. Man trample auch
nie mit Schuhen auf Seilen herum und schütze sie vor
scharfen Kanten.
Knoten
Die Grundlage
zur fachkundigen Ausführung der meisten Pionierarbeiten
bilden die Knoten. Es
genügt aber nicht, viele Knoten zu kennen; man sollte
auch über ihre richtige Anwendung Bescheid wissen.
Zum Üben eignen sich Stricke und Seile besser als dünne
Schnürchen. Übe auch gleich am richtigen Objekt:
die Achterschlinge an einem Pfahl, den Maurerknoten um einen
Stamm ... Kannst du die Knoten auch "blind" richtig
knüpfen?
Seilverbindungen
1. Weberknoten - Flachknoten - Kreuzknoten |
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Verbindung zweier gleicher Seile. Liegt flach und
wird darum auch beim Anlegen von Dreiecktuch-Verbänden
gebraucht (drückt nicht). |
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2. Gekreuzter Weberknoten - Schotstek |
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Verbindung zweier ungleich dicker Seile. Kann vom
Samariterknoten abgeleitet werden. Das dickere Seil
bildet ein Auge. Kann mit einer Schlinge auch zum Aufziehen
gebraucht werden (2a). |
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3. Fischerknoten - Spierenstich - Englischer Knoten |
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(Spierenstich) Verknüpft gleich oder unterschiedliche
dicke Seile. |
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Seilbefestigungen
4. Achterschlinge - Mastwurf - Webeleinstek |
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(Mastwurf) Hält sehr gut, bei Zug an einem oder
beiden Seilenden. Wird entweder vorgefertigt (4a) übergestuelpt
(z.B. Pfahl) oder direkt am Objekt (z.B. Baum) gemacht.
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5. Gleitschlinge - Schifferknoten |
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Zum Befestigen eines Seiles an einem dünnen Gegenstand
(Ring, Gelaender, dünner Baum) und zum Verstäten
geeignet (z.B. bei Seilbrücken).
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6. Zimmermannsklank - Maurerknoten |
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Befestigung eines Seilendes an einem Baum. Somit nur
einseitiger Zug möglich und notwendig (Seilbruecken).
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7. Prusikknoten - Klemmknoten- Ankerstich |
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Nur anwendbar, wenn der Zug an beiden Enden gleich
gross ist. |
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8. Strickleiterknoten - Flaschenknoten |
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Hauptsächlich zur Befestigung von Strickleitersprossen,
auch zum Binden eines Postpackets. |
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9. Seilspanner |
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(Fuhrmannsknoten) Anwendung des Flaschenknoten zum
Spannen eines Seils. Die Schlaufe muss beim Anziehen
grösser werden. Knebel in den Knoten stecken, sonst
lässt er sich später kaum lösen. |
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Bünde
Bünde dienen zum Verbinden von Balken.
Sie müssen sorgfältig ausgeführt und immer
gut angezogen werden.
1. Parallelbund |
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Zur Verlängerung eines Stockes oder zur Verbindung
zweier Bruchstücke. Erst eine Schlinge legen, dann
Windung an Windung anschliessen und immer gut anziehen.
Am Schluss das Seilende durch die Schlaufe führen
und diese bis zur Mitte durchziehen. Auf diese Art werden
auch Seilenden abgebunden. |
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2. Kreisbund |
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Zu verwenden bei sich rechtwinklig kreuzenden Stangen.
Es wird mit einem Achterknoten begonnen, und zwar auf
der in Belastungsrichtung oben liegenden Seite. Dann
wird das Seil in engen Windungen kreisförmig um
die Balken geführt. Durch einige Querwindungen
zieht man die andern Windungen zusammen und verknüpft
Seilanfang und Seilende mit einem Samariterk |
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Strickleitern
Beim Bau von Strickleitern werden die
Stöcke links und rechts mit Flaschenknoten befestigt.
Der Flaschenknoten hat gegenüber dem Achterknoten
den Vorteil, dass die einzelnen Treppenstufen leicht
verschoben werden können, und dass er sich beim
Abbruch leicht lösen lässt. Man hat nur darauf
zu achten, dass die "komplizierte" Seite unten
ist. |
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Seilbrücken
Seilbrücken eignen sich dort, wo ein
Hindernis (Tobel, Graben, Bach) rasch überwunden werden
soll. Nach Gebrauch kann die Brücke sofort wieder abgebrochen
werden. Für Seilbrücken sollen nur einwandfreie
Seile verwendet werden. Je stärker ein Seil gespannt
ist, desto geringer ist die Reissfestigkeit. Stahlringe
oder Karabiner an den Umlaufpunkten (z.B. beim Spanner)
verringern die Reibung (vor allem wichtig bei Polypropylenseilen).
Brücken mit einem einzigen Seil sind
nur auf kurze Distanzen (bis etwa 10 m) brauchbar. Man hängt
einen Fuss ein, lässt das andere Bein gestreckt nach
unten hängen und zieht sich mit den Händen kopfvoran
vorwärts.
Das eine Seilende wird mit einer Achterschlinge
oder mit einem Maurerknoten an einem Baum befestigt. Das
andere Ende wird mit einem Seilspanner versehen. Damit man
den Flaschenknoten nachher leicht wieder lösen kann,
steckt man in dessen Mitte einen Knebel, der sich nachher
durch Brechen leicht wieder entfernen lässt.
Zwei Seile:
Beide werden wie oben beschrieben gespannt.
Das stärkere Seil dient als Laufseil, das schwächere
als Halteseil; das zweite steht etwa 1.5 m über dem
ersten.
Drei Seile:
Zwei Seile dienen als Geländer, das
dritte als Laufseil. Halteseil und Laufseil werden durch
dünnere Seile V-förmig verbunden. Ist an einem
Ufer ein einziger Baum, am anderen Ufer hingegen keiner,
so kann mit einer Balkenkonstruktion eine Brücke nach
obiger Figur gebaut werden
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