Pfadfindertechnik
1.3
Kompass
Funktionen und Begriffe
Der Kompass ist ein Gerät zur Bestimmung der Himmelsrichtung.
Er ist ein wichtiges und sehr nützliches Orientierungsmittel
im unwegsamen, unbekannten Gelände und bei erschwerten
Sichtverhältnissen (Nebel, Nacht, Hindernisse). Hauptbestandteil
jedes Kompasses ist die Magnetnadel, die sich auf einer
Achse dreht. Die magnetische (meist rot markierte) Nadelspitze
hat die Eigenschaft, sich immer nach Norden auszurichten.
Wenn man mit dem Kompass Norden bestimmt hat, kann man im
Uhrzeigersinn auch die Himmelsrichtungen Ost (E), Süd
(S) und West (W) festlegen, welche jeweils im rechten Winkel
(90 Grad) auseinander liegen.
Mit dem Kompass kann man nicht nur die Himmelsrichtungen
bestimmen, sondern jede beliebige Marsch- oder Blickrichtung.
Dazu messen wir das Azimut. Das Azimut ist der Winkel zwischen
der geographischen Nordrichtung und einer beliebigen Zielrichtung,
gemessen im Uhrzeigersinn.
Leider weist die Kompassnadel nicht zum geographischen
Nordpol, sondern zum magnetischen Nordpol. Der magnetische
Nordpol liegt etwas westlicher. Den abweichenden Winkel
zwischen den beiden Polrichtungen nennt man Deklination.
Sie beträgt in der Schweiz etwa 2 Grad und nimmt jährlich
etwas ab. Bei den meisten Kompassen ist die Deklination
bereits berücksichtigt, so dass beim Messen eines Azimuts
direkt der richtige Winkelwert abgelesen werden kann.
Achtung: Die Kompassnadel kann durch elektrische Leitungen
und metallische Gegenstände abgelenkt werden; sie zeigt
dann in eine falsche Richtung! Halte daher den Kompass von
solchen Einflüssen fern.
Aufbau und Arten
In der Pfadfinderei verwenden wir meistens den Recta-Marschkompass.
Aus diesem Grund beziehen sich die nachfolgenden Anleitungen
auf die Anwendung dieses Modells. Die Aufgaben können
aber auch mit einem anderen Kompassmodell gelöst werden.
Die linke Darstellung zeigt die wichtigsten Bestandteile
des Recta-Kompasses.
Die verschiedenen Kompassmodelle zeichnen sich vorwiegend
durch unterschiedliche Kreiseinteilungen aus. Folgende Einteilungen
triffst du an:
360 Grad : Altgrad, bekannte Kreiseinteilung
400 Grad : Neugrad, rechter Winkel = 100 Grad
6400 A-Promille : Artilleriepromille, militärische
Einteilung
Die Recta-Kompasse sind entweder in 6400 Artilleriepromille
oder 360 Grad eingeteilt. Allfällige Umrechnungen kannst
du mit einem Dreisatz oder einer Umrechnungstabelle vornehmen.
Den Kompass kann man natürlich auch im umgekehrten
Fall benutzen:
Grundanwendungen
Grundanwendung I: Richtungsübertragung
Gelände-Karte
Du siehst von deinem Standort A im Gelände einen Punkt
B, den du auf der Karte bestimmen willst.
Schritt 1: Azimutbestimmung
im Gelände
Visiere mit dem waagrecht gehaltenen Kompass über
die Ziellinie den gewünschten Punkt B an. Drehe dann
die Kompass-Skala, bis der nach Norden zeigende (rot markierte)
Teil der Magnetnadel zwischen die beiden Leuchtstriche der
Nordmarke zu stehen kommt (bei ausgestrecktem Kompass im
Spiegel kontrollierbar). Bei der schwarzen Zeigermarke (Index)
kannst du nun den Richtungswinkel (Azimut) ablesen.
Schritt 2: Azimutübertragung
auf Karte
Das unter Schritt 1
berechnete Azimut bleibt eingestellt. Bestimme auf der Karte
deinen Standort A, und lege dann den Kompass so auf die
Karte, dass eine Ecke der Hinterkante (Schnurseite) auf
den Standort zu liegen kommt. (Nicht umgekehrt, sonst ist
die Richtung um 180 Grad verdreht! Stell dir vor, du hättest
am Standort die Schnur um den Hals. Sie zeigt somit vom
angepeilten Punkt weg). Drehe nun den Kompass (mit eingeschobenem
Spiegel) um den Standort, bis Nordrichtung und Netzlinien
auf Karte und Kompass übereinstimmen. (Die Magnetnadel
muss beim Arbeiten auf der Karte nicht berücksichtigt
werden.) Der gesuchte Punkt B liegt nun auf der Geraden
in Richtung der am Standort A angelegten Längskante.
Durch die Übertragung der im Gelände geschätzten
Distanz auf die Gerade kannst du die genaue Lage des Punktes
B bestimmen.
Grundanwendung II: Richtungsübertragung
Karte-Gelände
Du möchtest in unbekanntem oder unübersichtlichem
Gelände die Richtung von deinem Standort A zum unbekannten
Punkt B bestimmen. Auf der Karte ist dir die Lage beider
Punkte bekannt.
Schritt 1: Azimutbestimmung
auf der Karte
Lege den Kompass auf die Karte längs der Verbindungslinie
von Standort A zu Punkt B. Die Ziellinie des Kompasses liegt
dabei parallel zur Verbindungslinie und somit in der gesuchten
Richtung (Kompass-Schnur zeigt auf Seite Standort A, sonst
gibt es einen 180 Grad-Fehler). Drehe nun die Kompass-Skala,
bis Nordrichtung und Liniennetz auf Karte und Kompass übereinstimmen.
(Die Magnetnadel brauchst du beim Arbeiten auf der Karte
nicht zu beachten.) An der scharzen Zeigermarke (Index)
kann nun das Azimut abgelesen werden.
Schritt 2: Azimutübertragung
ins Gelände
Das unter Schritt 1 bestimmte Azimut bleibt eingestellt.
Visiere nun an deinem Standort A über die Ziellinie
des Kompasses und drehe dich, bis die rote Nadelspitze zwischen
die beiden Leuchtstriche der Nordmarke zu stehen kommt (im
Spiegel kontrollieren). Die Ziellinie zeigt nun in die Richtung
des gesuchten Punktes B.
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